Abstammung


"Toy Bulldogs" aus Rawdon B. Lee: Modern Dogs, 1899 (ill. (Arthur Wardle).

In England wurden schon vom 17. Jahrhundert an Hunde mit kurzen Schnauzen und kräftigen Kiefern gezüchtet, welche sich in den Kampfarenen einem Stier und später auch Artgenossen stellen mussten. 
Diese Hunde wurden zu den Urahnen der englischen Bulldogge und der im letzten Jahrhundert in England noch bekannten Toy-Bulldogge, einem kleinen und leichteren Bulldog von etwa 10 kg Gewicht. Die Toys wurden vor allem von Webern und Spitzenklöpplern in Nottingham gezüchtet und als kleine, unerschrockene Wächter und genügsame Begleithunde geschätzt. 
Die Aussicht auf Arbeit in den grossen französischen Spitzenfabriken veranlasste viele der englischen Arbeiter in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, zusammen mit ihren Familien und natürlich auch den dazugehörenden Hunden nach Frankreich auszuwandern. Hier entstand durch Weiterzucht und das Einkreuzen von Möpsen und Terriern eine eigene Rasse. 1898 wurde die französische Bulldogge offiziell als Rasse anerkannt. 
Was dem Bully von seinen Vorfahren mitgegeben wurde, ist ein grosses Kämpferherz. Der Bully fühlt sich nicht als kleiner Hund. Er ist gross und stark und gibt nicht schnell klein bei. Selten ist ein Bully wehleidig. Auch wenn es im Spiel mit den wirklich Grossen einmal etwas rauh zugeht, einen Bully bringt das nicht so schnell aus der Fassung. 

Die Französische Bulldogge um 1900

Der Bully wird salonfähig

Der englische König Eduard VII (1901-1910) war ein grosser Hundefreund und hielt verschiedene Rassen, u.a. einen Bully-Rüden mit weissem Kragen, namens "Peter", mit welchem er sich oft fotografieren liess. Peters Sohn Paul gewann auf der Bulldog Club Show von 1901 den zweiten Preis, vermutlich in der Klasse für "Zwergbulldoggen" (Toy Bulldog), denn die Französche Bulldogge wurde vom Kennel Club erst 1912 anerkannt. 

Eduard VII mit Peter
Maud Earl: King Edward's Bulls

Die Grossherzogin Tatjana, zweitälteste Tocher von Nikolaus II, dem letzten russischen Zar, hatte einen Bully namens Ortino, der bei ihr im Bett schlief und mit seinem lauten Schnarchen, den Schlaf ihrer älteren Schwester Olga störte, mit der sie das Zimmer teilte. Tatjana hatte eine Sammlung von Bullies aus Halbedelsteinen. Am 16. Juni 1918 wurde Tatjana zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern hingerichtet. Als das Massengrab, das die Überreste der Romanows enthielt, ausgegraben wurde, wurde auch das Skelett von Ortino gefunden.



Prinz Felix Yussupov (1887-1967), der als Mörder von Rasputin Berühmheit erlangte, war der Sohn einer der reichsten Familien Russlands und ein exzentrischer Playboy. Seine Mutter hielt mehrere Französische Bulldoggen und als Prinz Felix zu Studienzwecken in England weilt, schreibt er in einem Brief an seinen Freund Dmitri Yannovich: "Ich habe einen neuen Gefährten, einen charmanten kleinen Französischen Bulldog, den ich von unserem Freund Andrej geschenkt bekam. Er ist enfach unwiderstehlich mit seinen aufrechtstehenden Ohren, aber er schnarcht ganz schrecklich. Ich werde ihn mitnehmen, wenn ich nach Hause zurückkehre".

Und 1914 schreibt Prinz Felix an einen Freund der Familie: "Ich bin sehr zufrieden mit der Bully-Hündin, die mir mein Freund aus Paris schickte. Sie ist von bester Qualität und schöner Farbe. Ich werde mich nach einem weiteren Exemplar umsehen, wenn ich im Mai wieder in Paris bin."

Prinz Felix Yussupov (Valentin A. Serov, 1903)

In seinen Memoiren schreibt Prinz Felix: "Ich war immer ein Bewunderer von Stil, und kein anderer Hund ist so vornehm und schick wie eine Französische Bulldogge. Ich hoffe, immer eine um mich zu haben". Und in der Tat wurde der Prinz sehr oft mit mindestens einem Bully abgebildet.


So wurde der Bully, der lange Zeit der Hund der einfachen Leute war, salonfähig und treuer Begleiter der vornehmen Gesellschaft.


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